Seiten

Freitag, 7. September 2018

Slow down

Nun ist es doch schon eine ganze Weile her!
 
Ich bin tatsächlich schon darauf angesprochen worden, ob ich meinen Blog aufgegeben hätte!?
 
Eigentlich nicht.
Obwohl ich schon zugeben muss, dass mich diese ganzen Datenschutz- und Werbemarkierungsgeschichten verunsichern, beunruhigen und nerven! Vielleicht hat auch das eine nicht unwesentliche Rolle gespielt, auf jeden Fall stand mir der Sinn nicht recht nach Bloggen!
 
Außerdem möchte ich gerne schöne und anregende Beiträge veröffentlichten - und die brauchen einfach Zeit!
 
 
Irgendwie scheint sich mein Lebensrhythmus auch verändert zu haben, denn die Prioritäten verschieben sich.
 
Wenn das Leben dir eine Tür vor der Nase zuschlägt, dann öffnet sie dir ein Fenster.
 
Ein neuer, herausfordernder, anspruchsvoller und wunderbarer Job beansprucht viel Aufmerksamkeit, denn ich muss (wieder und immer noch) viel lernen und mich weiterbilden, damit ich meine kleinen Patienten bestens betreuen kann. Das ist mir sehr wichtig.
 
 
Genau so wichtig, wie auch meine eigene Familie. Die Kinder werden größer, Probleme verändern sich, werden aber irgendwie auch nicht weniger?! (Ich sage nur: Pubertääääät!)
 
Da ist man als Mama eben auch gefragt und ich merke immer mehr, wie grundlegend wichtig es ist, sich Zeit zu nehmen, zu kuscheln, zuzuhören, zu reden und gemeinsam spannende und auch ganz alltägliche Dinge zu erleben.
 
 
Diese Erfahrungen bereichern mein Leben und gleichzeitig bin ich auch noch ich und brauche Zeit und Muße, um eben dann doch mal auf andere Gedanken zu kommen.
Kraft tanken, Batterien wieder aufladen, um stark, geduldig und (einigermaßen) ausgeglichen alles stemmen zu können.
 
 
 
Trotzdem ist das Handarbeiten und somit auch dieser Blog weiterhin ein wichtiger Bestandteil meines Lebens.
 Dafür "fummel" ich einfach zu gerne.
Und dass es gut für die Seele ist, das ist ja schon länger bekannt.
 
Da aktuell keine neuen Buchprojekte anstehen (leider gibt es die kreativ-Abteilung des knaur-Verlages nicht mehr), kann ich mich wirklich ganz auf das konzentrieren, was mir gerade so Spaß macht.
 
Und ich gestehe: ich stricke wieder!
 
 
So bin ich doch auf den Geschmack des Sockenstrickens gekommen und damit verbunden auf das Handfärben!
 
Um mich von schwierigen und stressigen Situationen abzulenken, bin ich auch oft in der Natur oder in meinem Garten.
Beobachte, lausche und staune.
 
 
 
Heilkräuter haben mich schon immer interessiert, aber das Beschäftigen mit Färberpflanzen ist eine ebenso spannende Geschichte!
 
 
Man lernt nicht nur, ein Auge für die Vielfalt zu haben, sondern man übt sich auch in Geduld, denn die Pflanzen blühen nicht dann, wenn ich es will.
 
Und man entdeckt seine Sympathie für kleine unscheinbare Gewächse neben Rosen und Hortensien, die so viel Heil- und Färbekraft haben!
Johanniskraut, Brennnesseln, Sauerampfer, Weißdorn, Holunder...
Das Interesse für Blumen und Pflanzen schärft auch den Blick für all das Gekrabbel und Gewusel (und damit meine ich nicht meine Kinder!) im Garten.
Ohne Getier geht es nicht und ich war dieses Jahr wirklich erstaunt, was so alles (bisher zum Teil von uns unbemerkt) mit uns zusammen hier lebt!
Vom Fuchs über die Eichhörnchen, die Tauben, Eichelhäher, Sumpfmeisen bis hin zu Hornissen, Kröten, (leider auch) Zecken, Spinnen, Bienen, Hummeln etc., etc.
etc......
 
Einfach unglaublich!
 
 
 
Und so finde ich stets auch neue Pflanzen, die ich in meinen Färbebüchern wiederentdecke. Dann freu ich mir ein Loch in den Bauch und bin hellauf begeistert, dass ich zum Sammeln nur raus in den Garten muss!
 
 
 
Ganz spontan kam mir nun die Idee, die Wachstumsperioden hier bei uns (es ist hier immer alles etwas später dran - in "Bayerisch Sibirien") auch "handarbeitstechnisch" abzubilden.
Deshalb habe ich jetzt im September mein großes Strickprojekt: "Mein Sockenjahr" gestartet.
 
Eingedeckt mit genug naturweißen Strängen bin ich vorbereitet und kann nun jeden Monat mit dem färben, was gerade so wächst.
 
 
Okay, in den Wintermonaten dürfte das etwas schwierig werden, aber man kann ja auch mit getrocknetem Material färben.
 
Viel Erfahrung habe ich noch nicht, aber einen Riesenspaß macht es trotzdem.
Das Suchen, das Warten, das Sammeln und Pflücken, das Zerschnippeln und Abwiegen, das Kochen und Färben und die Überraschung, was wohl herauskommt.
Anders als bei künstlichen Farbstoffen ist die Natur eben unberechenbar. So hat unser weiches Wasser einen großen Einfluss auf das Ergebnis, wie ich bereits gemerkt habe. Aber auch der Zeitpunkt und der Ort des Sammelns. Echt spannend!
 
Und so mantsche und plantsche ich herum und meine Kinder rümpfen die Nase und rufen:
"Ahhh, Mama ist wieder in ihrer Hexenküche! Es stinkt!"
 
Na ja, zugegeben, Brennnesseln auskochen ist nicht gerade ein olfaktorisches Highlight, aber die Farbe, ein zartes Vanillegelb war dafür phänomenal!
 
Tja, da muss die Familie durch! Mama kann nicht immer nur Kuchen backen!
 
 
Und aus den übrigen Brombeeren meiner September-Färberei habe ich schließlich doch ein Crumble und Marmelade gemacht! Da hat dann keiner mehr gemeckert!
 
 
 
Ich konnte es gar nicht erwarten, den Strang endlich anzustricken. Die Brombeer-Farbe gefällt mir soooo gut! Angeblich soll sie nicht besonders lichtecht sein, bis jetzt hält sie sich aber!
 
 
Am 1. September war es dann so weit (meine Instagram-Follower konnten das schon miterleben), der Brombeer-Strang wurde angenadelt.
 
Mittlerweile habe ich den Strang auch (von der "anderen Seite" her) aufgewickelt (hab vor lauter Ungeduld nämlich gleich aus dem ungewickelten Strang heraus angestrickt) und den ersten Socken bereits fertig.
 
 
 
Jeden Monat ein Paar Socken - das ist der Plan!
Eine neue Farbe und ein neues Muster.
 
Eine Herausforderung, aber zu schaffen.
Bis jetzt macht es noch Spaß, mal sehen, ob ich durchhalte, ein Jahr ist lang!
 
Jetzt im Herbst gibt es auf jeden Fall jede Menge "Färbematerial". Ich kann mich gar nicht entscheiden, was ich nehmen soll.
Für die Oktober-Wolle habe ich den Weißdorn im Kopf.
Die Beeren sind gerade schön rot geworden und laut Buch sollen die Beeren, die Rinde und die Blätter ein schönes Rosa ergeben. Na, da bin ich ja mal gespannt.
 
Gestern habe ich ein paar Äste geerntet (und mir dabei fast das Bein gebrochen, da ich sehr elegant aber wenig zielführend den Hang heruntergekullert bin). En zweiter kühner Versuch brachte dann die gewünschte Beute, die ich triumphierend (und nur leicht humpelnd) in meine Küche brachte. Das zerkleinerte Material habe ich dann samt Wolle erhitzt und köcheln lassen. Der Färbesud ist anfangs noch klar, soll sich aber innerhalb von 24 h rosa färben.
 
Ich warte noch.....
 
Gut Ding will Weile haben.
Manchmal lohnt es sich, geduldig zu sein (hoffe ich...).
 
Und ich nehme mir jetzt auch bewusst für viele Dinge mehr Zeit. Das Leben ist bunt und abwechslungsreich, warum sollte man es nicht genießen!?
 
Vielleicht wird es hier dann etwas stiller, ich fände es aber unfair, wenn ich "nur um etwas zu schreiben" posten würde. Meine "Produktivität" hat sich natürlich auch verändert, trotzdem möchte ich Euch weiterhin teilhaben lassen an den Dingen, die ich häkele oder stricke.
 
Kreativ bin ich nach wie vor und möchte es auch nicht missen. Dafür macht es zu viel Spaß und es tut mir so gut!
Nach der Arbeit eine Tasse Kaffee, die Beine hochlegen und ein wenig stricken oder häkeln. Das beruhigt und entspannt. Schon auf der Heimfahrt freue ich mich darauf.
Kostbare Zeit, die ich mir gönne.
Eine Oase der Ruhe und des stillen Schaffens kurz bevor die Meute aus der Schule kommt. (Ab Dienstag dann wieder :-)
 
Ich wünsche Euch ein wunderbares Spätsommer-Wochenende und viel Zeit für die Dinge, die Euch wichtig sind!
Verbiegt Euch nicht, Ihr wisst selbst, was für Euch am besten ist!
 
...und ich spitze gleich mal in meinen Färbetopf, ob das Zeugs schon rosa ist!
 
Alles Liebe und schön, dass Ihr noch da seid
(falls Ihr noch da seid!?),
 
Eure stefanella
 
 


4 Kommentare:

  1. Hallo Stephanie,
    schon seit einiger Zeit reizt mich das Pflanzenfärben - jetzt nach Deinem
    Post umso mehr. Du schreibst von einem Buch, in dem Du alles nachliest.
    Welches Buch ist das?
    LG
    Jessica

    AntwortenLöschen
  2. Das würde ich auch gerne wissen. Will es sofort draußen unter meinem neuen Ampelschirm verschlingen.Kathy

    AntwortenLöschen
  3. Ach, ich freue mich, so viel und so viel Schönes hier zu lesen... viel kann ich gar nicht schreiben, ich bin eher die lesende Genießerin... :) aber zu Allem kann ich nur sagen: so ist es, kommt mir so bekannt vor ... und die wunderschöne Beerenfärbung, traumhaft und die Idee jeden Monat ein Paar, der Natur entsprechenden Farben zu färben und daraus Sockn zu stricken.... wunderbar.
    Ich freue mich, wenn es wieder etwas zu lesen und zu bestaunen gibt.

    Herzliche Grüße, Maria

    AntwortenLöschen
  4. Die Brombeerfärbung war der Hammer! Auch, wenn nicht mehr wöchentlich geschrieben wird, schauen bestimmt noch Viele wieder herein. Und fröhliche Festtage!
    Helen

    AntwortenLöschen